Der Mond hilft beim Bau dieser Jurten. Marco von Euw baut in Amsteg Jurten aus Mondholz. Seine erste Jurte steht inmitten von Altdorf. Viele Mythen ranken sich um das Mondholz. Mondholz, heißt es, sei stabiler und weniger anfällig für Insektenfraß. Es reißt weniger, ist resistenter gegen Feuer und viel haltbarer. Auch reagiert Mondholz weniger auf Feuchtigkeitsschwankungen der Luft. Der 43-jährige Marco von Euw ist gelernter Schreiner. Seit mehr als zwanzig Jahren beschäftigt er sich beruflich mit dem Element Holz. Als er vor ungefähr drei Jahren die Anfrage erhielt, eine Jurte aus Mondholz zu bauen, hat er sofort zugesagt. Es war seine erste Jurte, die er anfertigte, und sie steht inmitten von Altdorf, auf einem Begegnungshof.
Jurte aus Rigi-Mondholz. Beim Betreten der Jurte überfällt einen ein spezielles Gefühl. Es ist ganz anders als in anderen Räumen. «Das ist das Erste, was alle sagen», sagt Marco von Euw. Während er die Jurte zeigt, erläutert er das Prinzip des Mondholzes. Es wird bei abnehmendem Mond geschlagen, an den kürzesten Tagen des Jahres. Wichtig ist, dass es noch ein wenig liegen bleibt. Bis zu drei Monate befinden sich die Bäume liegend, mit der Krone talwärts, an Ort und Stelle, bis sie dann abtransportiert werden. Es ist das sogenannte Nachbluten. Industriell hergestelltes Mondholz wird jedoch oftmals früher gewonnen und künstlich weitergetrocknet, da dies schneller und effektiver ist. Beim Thema Holzgewinnung gibt es auch die Variante, dass die Stämme eingekerbt werden, damit der Saft nicht mehr hochfließen kann, und der Baum dann einige Tage später gefällt wird. «Das Holz ist ruhiger, es arbeitet weniger», betont Marco von Euw und bestätigt aus eigener Erfahrung, dass die verbauten Materialien viel robuster sind. Für ihn ist dies der entscheidende Punkt. Sein Holz für die Jurte stammt von der Rigi. Die Herausforderung bei diesen Hölzern aus höheren Lagen ist, dass die Bäume mehr Äste haben, je weiter oben sie wachsen. Denn Astlöcher können die Qualität und Stabilität des Holzes mindern. Nicht beim Holz der Jurte. Das ist einwandfrei. Sämtliche tragenden Holzelemente wurden aus dem Mondholz von der Rigi hergestellt. Im Innenraum sind die Wände mit sogenannten Scherengittern ausgestaltet, die allesamt aus Holz bestehen. Auf ihnen wird das Dach abgestützt. Dieses besteht aus einem Firstring und Dachstangen. Der Firstring wurde mit einer Plexiglaskuppel ausgestattet, der einzigen Lichtquelle dieser Jurte. Dadurch wurde der Firstring ein wenig schwerer. Die Konstruktion hält aber alles zusammen. Zur Not könnte man aber noch Stützen im Innern verwenden, wie es die Mongolen teils machen, meint Marco von Euw. Damit die Scherengitter nicht auseinanderfallen, zieht Marco von Euw ein sogenanntes Lebensband rundherum. Die Dachstangen werden auf dem Gitter mit Schnüren festgemacht. Und schon hält die gesamte Jurte.
Die Jurte auf dem www.byherger.ch Begegnungshof hat eine Strohverkleidung als Isolation. Das ist eine Ausnahme. Ansonsten verwendet Marco von Euw reine Schurwolle und näht diese selbst in die Stoffbahnen ein. Das Dach ist ebenfalls mit Schurwolle isoliert. Die Tücher sind aus Baumwolle. Lediglich die äußeren Schichten sind regenabweisend. «So gesehen ist die Jurte zu 95 Prozent kompostierbar», betont Marco von Euw. Die Wolle ließe sich auch im Garten als Dünger und Mulch verwenden. Ein Naturprodukt sozusagen. Der gebürtige Schwyzer ist seit ungefähr zehn Jahren in Uri zu Hause. So kam es, dass er auch seine Schreinerei in den Kanton mitnahm. Sämtliche Elemente und Bauteile der Jurte werden von ihm selbst in Amsteg angefertigt. Die Türrahmen werden immer ausschließlich aus Mondholz angefertigt. Bei der restlichen Ausführung gibt es auch die Möglichkeit, normales Holz zu verwenden. Denn Mondholz hat seinen Preis, den interessierte Personen jedoch bereit sind zu bezahlen.
Jurten sind schnell ab- und wieder aufgebaut. Föhn und Schnee können der Jurte kaum etwas anhaben. Solange es nur 20 Zentimeter luftiger, leichter Pulverschnee ist, gibt es keine Probleme. Schwerer Schnee muss jedoch abgetragen werden. Sonst hält die Konstruktion das allenfalls nicht aus. Aber der Vorteil der Jurten ist, dass diese einfach abgebaut und wieder aufgebaut werden können. Mitsamt isoliertem Boden. Diesen hat Marco von Euw wie einen Kuchen angelegt. Es sind acht Kuchenstücke, die ineinander geschoben werden. Auch deren Dämmung besteht aus Wolle. Darüber liegen drei Schichten Holz. In der Mitte ist die Blume des Lebens, die der Jurte einen besonderen Touch verleiht.
Geschrieben von Ilona Schmid
Vollständiger Bericht unter: Amsteg: Marco von Euw baut im Kanton Uri Jurten aus Mondholz (urnerzeitung.ch)